Antigone
O Grab, o Brautgemach, o unterirdische Behausung,
die mich ewig in Gewahrsam hält, wohin ich gehe zu den Meinen.
So führt man mich denn ab, nicht länger darf ich bleiben!
Schaut, die ihr Thebens Herren seid, auf die einzige,
die noch verblieb von der königlichen Familie,
was – von welchen Männern! – ich erleide,
weil ich Heiliges heilig geachtet.
Unsere Omma war die letzte ganz patente
Wir ham nur noch transparente Transparente
Voller Angstzustände, Toleranz am Ende
Die festentschlossene Verdrossenheit
Solang' man auf die nächste Sprosse steigt
Ja, der Blogger bloggt, die Glosse schweigt
Keine Botschaft, außer "Wer is' hier der Boss zur Zeit?"
Über den Dingen und der Obrigkeit
Die Ironie ist hundertpro nicht weit
Kein Konzept, kein Curriculum
Ohne geraden roten Faden, nur durch Dick und Dumm
Großes Wort, aba nüscht dahinter.
Wir fühlen uns mit uns eigentlich ganz wohl
Wir wollen keine Statements, KEINE PAROLEN.
Noch eine Sache bevor ich mich subtrahiere
Denn alles was ich wirklich will, ist einfach nur ganz kurz mal
Die Regierung stürzen.
Ach wie schön, mal wieder ein antiker Klassiker. Verstaubt? Eine archäologische Fundgrube? Oder doch noch irgendwie aktuell? Auf jeden Fall immer noch eine offene Baustelle!
Und schau, der Chor ist natürlich auch mit von der Partie. Aber Moment, was ist dieser Chor eigentlich? Ein Moralapostel? Der Erklär-Bär/die Erklär-Bärin? Oder einfach nur ein geeignetes Ventil, um mal richtig rumpöbeln zu können? Welche Freund- und Feindschaften können entstehen, wenn der Chor auftritt? Bietet er Schutz und Zuflucht für den Einzelnen oder absorbiert er Individualität? Kann sich der Einzelne, einmal vom Chor aufgesaugt und verschluckt, überhaupt noch von der Gruppe lösen? Und schließlich: Wie steht es um das Verhältnis zwischen Chor, Publikum und Raum?
Aber zurück zu Antigone: Es geht natürlich um die ganz großen Fragen der Menschheit. Oder zumindest einige Fragen, mit denen sich Antigone herumschlagen muss: Revolution um welchen Preis? Leben/Tod für die Religion, für den Staat oder irgendwas dazwischen? Wann fängt Geschwisterliebe an und wo hört Fanatismus auf? Brauchen wir wieder mehr Prinzipien, Parolen und Geschrei? Oder gibt es davon gerade nicht eh schon mehr als genug?
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